Il    dall'occurrenza ...
Das Plakat zur Veranstaltung ...

... und die Vorschau in der La Quotidiana vom 3. November 2022.

Am Donnerstag, 3. November 2022 ...

... wollten mehr als 50 Personen erfahren, was die "Ruscheiner Adligen" zu erzählen haben. Auch aus Laax, Pitasch, Rueun, Schnaus und sogar aus Lichtensteig im Toggenburg waren Interessierte angereist. Martha und Hannes von Toggenburg meinten im Nachhinein: "Wir hatten an diesem Abend wirklich das Gefühl, nun in Ruschein angekommen zu sein." Jahrzehntelang hatte die Südtiroler Linie der Adelsfamilie von Toggenburg kaum Kontakt zu ihrer Bürgergemeinde im Bündner Oberland. Sie wussten wohl, dass diese Gemeinde Ruschein hiess, aber sie wussten kaum, wo dieses Dorf lag. Das änderte sich mit einer Tante von Hannes, Tante Maria, geboren 1898. Sie hatte zwei Weltkriege durchlebt und sehnte sich nach einem ruhigen, sicheren Ort. So baute sie 1970 zusammen mit ihrem Mann ein Ferienhaus in Ruschein. Dieses Haus wurde mit der Zeit auch ein Ferienhaus für Martha und Hannes von Toggenburg, die in Buchs SG gemeinsam eine Arztpraxis führten. Seit ihrer Pensionierung wohnen sie in Bozen und je länger je mehr auch in Ruschein, wo sie in der Zwischenzeit ihren festen Wohnsitz haben.

Hannes erzählte am "da-cuminonza-Abend" Spannendes von seinen Vorfahren. Seinen Grossvater, Friedrich Graf von Toggenburg (1866 - 1956), Statthalter von Tirol und österreichischer Innenminister hat er noch gekannt und war als Achtjähriger an dessen grosser Beerdigung dabei. Im Palais Toggenburg in Bozen, wo Hannes aufgewachsen ist, wurde in seiner Kindheit noch viel Wert auf Stil und Etikette gelegt. So hatten die Kinder für die Mahlzeiten ihren eigenen, kleineren Tisch und durften während des Essens nicht sprechen. Martha, die aus einer Kaufmannsfamilie aus dem Vorarlberg stammt, erzählte mit viel Schalk in den Augen, dass sie ihrer Schwiegermutter jeweils die Hand zu küssen hatte, wenn sie in Bozen zu Besuch war. Martha und Hannes haben sich beim Medizinstudium in Innsbruck kennengelernt und bereits in dieser Zeit war ihnen etwas wichtig, was sie ihr Leben lang begleitet hat: ein freiwilliges, unentgeltliches Engagement für Menschen, die es nicht so gut im Leben haben. In Innsbruck war es eine "Telefonkette", die sie für alte, einsame Menschen einrichteten. Später folgte z.B. die Begleitung von Pilgerreisen nach Lourdes für Menschen mit einer Behinderung - dies als Mitglieder des Malteser Hospital Dienstes.

Die Devise "Adel verpflichtet" war auch Thema im kurzen Beitrag von Christoph und Valentine von Toggenburg. Der Sohn von Martha und Hannes erzählte von seiner Veloreise von Neu Delhi in die Schweiz, die er vor 20 Jahren ganz allein machte und dank welcher er sehr viel Geld sammeln konnte für ein Lepra-Spital in Indien. (Hier der Link zum Film "Adel verpflichtet".) Seine Frau Valentine, von Beruf Rechtsanwältin, entdeckte in den letzten Jahren mit ihrem Mann das abenteuerliche Reisen mit dem Fahrrad durch fremde Länder. Und sie erzählte freudvoll, dass sie mit sehr offenen Armen in die Adelsfamilie von Toggenburg aufgenommen wurde.

Das Publikum bedankte sich mit einem langen Applaus für den aufschlussreichen und kurzweiligen Abend. Es wurde - wie immer bei "da cuminonza" - auch viel gelacht und die von Toggenburg waren nicht nur Gäste an diesem eindrücklichen Abend sondern im Anschluss auch warmherzige, gesprächsfreudige Gastgeber, die den Anwesenden gleich selbst Wein (oder Wasser) einschenkten. Sie spendierten einen Apéro mit einem "Rosso Toscano Graf Toggenburg" und mit Speck und Schüttelbrot aus dem Südtirol. Und das Publikum konnte beim Abschied aus einem grossen Korb sogar noch einen knackigen roten Südtiroler Apfel mitnehmen.